Für alle, die unter die Pandemie am liebsten einen Schlussstrich ziehen würden, war die letzte Woche richtig schlecht. Die Infektionszahlen sind in Deutschland fast um ein Drittel gestiegen und auch bei uns in Niedersachsen nur etwas weniger. Nach allen Prognosen wird der Anstieg auch erst einmal weiter gehen. Der Grund ist klar: Die Mutationen haben inzwischen die Oberhand gewonnen, sie sind für die Mehrheit der Infektionen verantwortlich und deutlich ansteckender.
Das macht die Lage ohndedies komplizierter und es kommt noch etwas anderes hinzu. Zum einen sind große Teil der Gesellschaft inzwischen coronamüde und -erschöpft, die Bereitschaft zum Mitmachen beim Infektionsschutz schwindet. Und zum anderen sind wir ja immer noch in großen Bereichen des öffentlichen Lebens im Lockdown – Gastronomie und Hotels, Kultureinrichtungen und der Einzelhandel haben jetzt schon monatelang geschlossen. Wenn trotzdem die Zahlen klettern, kommen sie als Ursache für die neue Welle schon einmal nicht in Frage.
Im Privatbereich gelten nach wie vor strenge Einschränkungen, ab dem Wert 100 verschärfen sie sich in den Kommunen automatisch noch einmal. Dasselbe gilt für die Schulen, von denen viele jetzt schon wieder im reinen Digitalunterricht stecken. Handlungsbedarf gibt es dagegen im Arbeitsleben, wo in nicht wenigen Unternehmen Masken immer noch eine Ausnahme sind, obwohl dort Beschäftigte manche Stunden beisammen sind.
Wesentliche Lockerungen sind sicher derzeit fehl am Platze, aber ein „Mehr von demselben“ wird umgekehrt kaum entscheidend weiter helfen. Allerdings gibt es in wichtigen Bereichen durchaus neue Möglichkeiten. Die neuen Tests sind wesentlich leichter anzuwenden und können in großem Umfang zur Anwendung kommen. In den Schulen beginnen in dieser Woche die regelmäßigen Tests, nach den Osterferien werden sie ständig fortgesetzt. Am Arbeitsplatz werden die Testangebote umfangreicher werden müssen, das ist derzeit noch längst nicht überall der Fall. Die dritte Säule sind Testangebote für jedermann und -frau. In Niedersachsen bieten immer mehr Arztpraxen, Apotheken, private Anbieter und Kommunen Tests an und es werden am Ende mehrere Tausend sein, sodass ein flächendeckendes Angebot besteht.
Das Ziel dieser Anstrengungen ist es, Infektionketten sehr schnell zu erkennen und bekämpfen zu können. Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ein aktuelles Negativattest kann auch die Basis dafür sein, wieder mehr Angebote nutzen zu können. Dieses Konzept der „gesicherten Zonen“ wollen wir jetzt in Niedersachsen in Modellvorhaben ausprobieren. Wenn sie erfolgreich sind, wird es auch für viele Bürgerinnen und Bürger eine zusätzliche Motivation geben, sich testen zu lassen.
Sicher, die dritte Welle ist eine weitere große Belastung und Gefahr für uns alle. Aber es gibt eben auch neue Perspektiven und an denen müssen wir arbeiten.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.